In Südafrika überkommt den Touristen Philipp G. Axt aus Niederbayern die Vision, den größten Rotwein des Landes zu erschaffen, „einen Weltklassewein, der neben den großen Namen in Bordeaux, Napa Valley, Australien, der Toskana besteht“. 2009 gründet er in Stellenbosch das 4G Wine Estate, 2010 bringt er den teuersten Wein Südafrikas auf den Markt (der zweitteuerste kostet mit 80 € nur ein Drittel) und bekommt begeisterte Kritiken. Seit 2012 hält ihn auf internationalen Blindverkostungen niemand für einen Südafrikaner, ab 2015 erheben ihn Weinexperten in die Kategorie von Screaming Eagle und Opus One, den exklusivsten Boutique-Weingütern der Welt.
Axt, mittlerweile 46, ist damals Unternehmensberater mit amateurhaftem Weinwissen. Aber der Dipl.-Kaufmann, Dr.phil. (promoviert mit einer Arbeit über die „Anwendbarkeit ethischer Normen bei Interessenkonflikten in der Unternehmensberatung“) und Co-Autor des Buchs „Ökologische Gesellschaftsvisionen: Kritische Gedanken am Ende des Jahrtausends“ (1996), sucht und findet die richtiger Helfer: den französischen Önologie-Professor Denis Dubourdieu (Uni Bordeaux), der selbst Winzer und Berater berühmter Weingütern wie Cheval Blanc, Château Yquem und Margaux ist, sowie den in Friaul geborenen Önologen Giorgio Dalla Cia, der in 25 Jahren bei Meerlust Estate das südafrikanische Bemühen um Cuvées im Bordeaux-Stil voranbringt.
Das Duo macht keine Qualitätskompromisse und Axt tut alles fürs Marketing: Er kauft in Cognac und Bordeaux Fässer „für eine frühzeitige und sanfte Integration von Holzaromen“ sowie in Portugal beste Korkenqualität (Amorim), er lässt Flaschen im Sonderformat in Frankreich fertigen und nimmt Iroko-Edelholz aus Ghana für die Weinkistenverpackung. Die Etiketten sind Arbeiten eines Berliner Künstlers namens Sebastian Blinde und jede Flasche hat 5 sichtbare und unsichtbare Sicherheitsmerkmale, um 4G-Authentizität zu gewährleisten…
„Trauben, die im Fass fast wie Kaviar aussehen“ (Axt), erwirbt sein Weingut auf ungewöhnliche Weise. Im Umkreis von 130 km des vinophilen Stellenbosch schauen sich die 4G-Winzer die Rebberge an und fragen dann deren Besitzer, ob sie Reihe x bis y pachten können. Wenn ja, wird der Boden optimiert und jeder Rebstock so behandelt, dass der optische Eindruck eines japanischen Gartens entsteht und sich die qualitative Leistung von üblichen 8 bis 10 auf gut 1 kg Trauben konzentriert. Das erbringt derzeit aus 20 bis 25 Weinbergen in unterschiedlichem Klima etwa 16.000 Flaschen, davon 1/3 für G und 2/3 für Echo of G (den mit der Jahreszahl versehenen Titeln des Erst- und Zweitweins).
Der Erfolg in seinem deutschsprachigen Kernmarkt und den besten Restaurants von Kapstadt reicht 4G-CEO Axt nicht aus. Seit 2013 warte er „auf einen Deal, 20 bis 25 % der Produktion in die USA liefern zu können – nach wie vor der größte und wichtigste Markt für edle Weine“. Deren ausbleibende Nachfrage führt er auf den dort generell schlechten Ruf südafrikanischer Weine zurück: „Die Leute denken, er sei billige Massenware.“ Die Ursache sieht er darin, dass Südafrika in den 60er, 70er und 80er Jahren, als die Weinwelt auch dort große Fortschritte macht, aufgrund der Apartheid nicht wahrgenommen wird. Axt: „Ich bin sehr optimistisch für Afrika als Ganzes und Südafrika. Die nächsten 20 bis 30 Jahre werden die Menschen staunen, was sich hier entwickelt.“ Über seine Weine soll zunächst die Westküste der USA staunen, danach will er in Asien Städte wie Tokio, Singapur, Taipeh und Seoul beglücken. Wer schon heute 4G will, hat das Vergnügen für ca. 400 € pro Flasche.
Fotos: 4G Wines.