Vor 50 Jahre inthronisierte der französische Staat das INAO-Glas als Optimum zur Weinverkostung in der Grande nation und damit nach deren Selbstverständnis in der gesamten Weinwelt. 1971 wurde es von den französischen Sommeliers als Referenzglas für Degustationen akzeptiert. 2021 kredenzt die Union des Œnologues de France das neue „ideale Glas für die Verkostung und für den authentischen Ausdruck aller Weine“, ob weiß, rosé, rot oder schaumig. Für Nase und Gaumen sei ihr ŒnoXpert-Glas „die verlängerte Hand des Önologen“.
Die weltweite Entwicklung der Weingläser vom Protzentum der alten Römer über die Formenvielfalt der Renaissance bis zur Schlichtheit der modernen Sachlichkeit gipfelte im letzten halben Jahrhundert in immer neuen Vermählungen von Funktion und Ästhetik. Dabei hatte die Tiroler Glashütte der Riedels die dicksten Backen der Glasbläser. 1973 präsentierte der studierte Chemiker Claus Riedel für die optimierten organoleptischen Wahrnehmungen des Weintrinkers aus seiner Glasmanufaktur in Kufstein die 17-teilige Sommeliers-Serie. 1986 bereicherte Sohn Georg das Sortiment um „rebsortenspezifische Glasformen“ – und brachte es auf mittlerweile 727 Produkte.
Am wenigsten Neuentwicklungseifer zeigten die Franzosen, die sich stattdessen darüber lustig machten: „Wer erfindet ein spezielles Eimerchen für einen 10-jährigen Chardonnay, der auf einem Weinberg mit 13-prozentigem Gefälle nach Südosten gelesen wurde?“ Dass sie bei der Fortentwicklung des einstigen 3-Cent-Glases zum heutigen Trinkkulturobjekt für mehr als 100 € so passiv blieben, entspricht traditionellem Produktbewusstsein der Franzosen: Sie halten ihre Weine für so grandios, dass sie kein Aufhebens um aufwertende Accessoires machen, weder bei Gläsern noch bei Korken, deren portugiesische Spitzenqualität sie unbeirrt die Australier und andere aus Übersee zahlen lassen.
Der Kelch des insgesamt 21 cm hohen Glases ist 12 cm hoch und hat eine maximale Breite von 8,9 und eine minimale von 6 cm. Das in der Ultralight-Technik und in einem Stück gefertigte Glas mit dem Signet der Œnologen im Fuß kostet 15,50 €, erhältlich im 6er Karton (www.oenologuesdefrance.fr/).
Foto: Union des Œnologues de France