Auf zwei seiner DIN-A3-Seiten widmet sich die letzte Ausgabe des Grand Larousse Gastronomique dem Thema Kaffee in allen bekannten Aspekten – die Küche kommt dabei nicht einmal vor. Denn der kulinarischen Bibel war das neue Nestlé-Marketing für seinen schwächelnden Nespresso noch nicht bekannt. Um den Absatz zu steigern fordern die Kaffeeonkel gottlob nicht, dass die Sommeliers als Pairing zu den Menüs neben Wein (mit und ohne Alkohol), Wasser, Saft, Bier, Sake und Tee auch eine Pulverkaffee-Begleitung aus den 31 verkapselten Nespressosorten anbieten müssten; sie führen auch keinen kochenden Georges Clooney mit bocusehoher Kaffeemütze vor. Sondern sie erfinden eine innige Liaison von Kaffeekochern und Kochkünstlern: „das gleiche Streben nach Exzellenz, die gleiche Leidenschaft für außergewöhnliche Erlebnisse, die gleiche Auswahl an hochwertigen Produkten“.
Beseelt verkündet Ludovic Depie, Nespresso-Ambassadeur in Paris: „Seit der Entstehung der Marke wussten wir, dass Kaffee ein reiches Produkt für die Küche ist; reich an Kreativität.“ Und so sind für sein Haus „Premium-Kaffee und Haute Cuisine untrennbar miteinander verwoben“ und „verwenden Köche das raffiniertes Gewürz Kaffee, um ihrer Küche eine große Wendung zu verleihen“. Dazu kann laut Depie jede Sorte von Colombia bis Venezia verwendet werden, „da sie alle über eine spezifische geschmackliche Vielfalt verfügen. Es kommt auf das angestrebte Ziel an, das sich hauptsächlich um Bitterkeit oder Säure drehen wird.“
Denkt er an PR-Aktionen, erinnert er sich an „köstliche Momente des Genießens“: die „wunderbar funktionierende Kombination aus Hummer und Kaffee, Jod auf der einen, Bitterkeit auf der anderen Seite“; die „wahre Anthologie aus Kalbsbries mit Kaffee und Pfifferlingen“; die „auf dem Papier nicht offensichtliche, im Munde beglückende Kreation aus Kobe-Beef, Austern und Kaffee“… Nespresso hält es auch für besonders geschmackvoll, wenn zum Sashimi von der Goldbrasse Tomatenfleisch mit Kaffee verrührt wird, und findet seinen „blumigen & lebhaften“ Ethiopia ebenso passend in der Hollandaise zum confierten Lachs wie als Getränk zum Munster-Käse oder Pont l’Evêque.
Wer das nachempfinden kann, freut sich sicher auch, dass sich Nespresso vor Jahren mit Dreisternekoch Mauro Colagreco an der Côte d‘Azur austauschte, dann dessen Hang zur Niedriggarmethode beim Kaffee ausprobierte und so auf seinen (mittlerweile wieder verschwundenen) Créalto kam. Jüngstes Joint Venture ist der mit Jean Imbert, dem Küchenchef des Luxushotels Plaza Athénée, entwickelte Paris Espresso, der wie „eine Hommage an das Erbe der Stadt der Lichter“ schmecken soll…
Foto: Nespresso