Die Sushi-Ikone Masa im 4. Stock des Deutsche Bank Center in Manhattan muss trotz allgemeiner Preissteigerungen in der New Yorker und weltweiten High-End-Gastronomie nicht fürchten, ihren Ruhm des teuersten Menüs einzubüßen – erhöhte aber vorsichtshalber zum 1. April die Preise. Wer sich dann auf einen der 10 Plätze am Tresen alias Chef’s Counter setzt, zahlt für sein Menü (kein Aprilscherz!) 950$, 150 mehr als derzeit. Hinzukommt kein Trinkgeld (wird hier „weder erwartet noch angenommen“), aber die Steuer von 8,87 % und das Geld fürs Trinken, das über einen verdauungsfördernden Buchweizentee des Hauses hinausgeht. Setzt man sich auf einen der 16 Stühle an den Tischen, ist das Menü schon für 750 % $ zu haben (100 mehr als bisher).
Dieser Preisunterschied ist für Genussmenschen nur allzu verständlich: Die ja stets mitessenden Augen sehen am Counter aus japanischer Scheinzypresse, wie der Meister aus Fernost rohen Fisch und Reis in essbare Kunst verwandelt, und all die Köstlichkeiten aus dem Meer sind nicht à la minute, sondern à la seconde zubereitet und gereicht. Es kommt ja schließlich auf feinste Temperaturkontraste zwischen sanft gekühltem Fisch und warmem Reis an. Die Produkte sind so frisch wie möglich – zumeist aus Japan – eingeflogen: edelster Thunfisch und Hokkaido-Seeigel, Stachelmakrele und Sommerflunder, Süß- und Salzwasseraal, Schleimkopf und Königskrabbe, dazu Sudachi-Zitrone und Lotuswurzel, Wakame und Wasabi. Daraus werden auf Dreisterneniveau 5 bis 6 Vorspeisen und 15 bis 17 Sushi-Stücke zum Omakase-Menü, das sich aus der angelandeten täglichen Luftfracht, der Saison und den „sich ständig ändernden Inspirationen“ des US-weit berühmten Küchenchefs Masayoshi Takayama, 67, ergibt.
Der Sohn eines Fischhändlers mit Catering aus der japanischen Provinz Tochigi durchlief 8 Jahre lang im traditionsreichen Tokioter Sushiko die übliche Ochsentour zum Sushi-Meister, ging 1978 nach Kalifornien, eröffnete 2004 in New York das Masa und erhielt 2009 als erstes japanisches und einziges Sushi-Lokal der USA 3 Sterne. Wer Takayamas Preisgestaltung würdigen möchte, sollte dessen Einschätzung der Zielgruppe bedenken: Denn die bekommt üppig Kaviar und, im Sushi-Kosmos nicht von jedem erwartet, als Vorspeise auch A5 Wagyu Ohmi Beef Tataki mit frisch gehobelten saisonalen Trüffeln. Auch die werden dargeboten auf der vom Chef designten Keramik und unter einer Deckenbeleuchtung, die dem puristischen Raum einen Hauch von Zen-Aura verleiht. Die und das Befinden anderer Gäste sollten tunlichst nicht, wie bei der Reservierung angemahnt wird, durch „die Menge an Parfüm oder Eau de Cologne, die Sie vor dem Essen auftragen, beeinträchtigt werden“. Etwas Besonderes ist auch das Fotografierverbot; wer dagegen verstößt, kann ohne Erstattung der Vorkasse und Rücksicht auf die Instagram-Gemeinde hinausgewiesen werden. Als Sushi-Alternativen böten sich dann auch die nächstteuren Lokale an: Icca, Yoshino oder Onodera, die sich mit dem halben Preis begnügen. Wem das zu wenig hermacht, der könnte schräg gegenüber auf derselben Etage im Per Se von Thomas Keller, das ebenfalls 3 Sterne hat, mehr Geld loswerden: beim „Evolution“-Menü für 850 $, ohne Steuern und mit einer Flasche Dom Pérignon.
Die Preise haben übrigens nichts mit der Deutschen Bank zu tun, denn die ist hier auch bloß Mieter auf 90.000 m² und hat von Time Warner das Namensnutzungsrecht am Gebäudekomplex übernommen.
Fotos: masanyc.com