Der im Eifer für Veganes und gegen Dienstwagen schwer zu übertreffende Spiegel meldete: „Vegane Ersatzprodukte boomen… Im Jahr 2021 wurden 97 900 Tonnen Fleischersatzprodukte produziert, im Vorjahr waren es rund 83 700 Tonnen.“ Diese Boom-Zahlen sagen auch aus: Das Vegane brachte letztes Jahr 1,2 % des deutschen Schlachtgewichts auf die Waage, im Vorjahr 1,1 %.
Als der Spiegel im Spätsommer seinen deutschen Boom berichtete, begannen in Amerika, wo „der Fleischersatzburger einen Siegeszug angetreten hat“ (Spiegel), die veganen Verlustnachrichten. So resümierten Untersuchungen der Strategieberater von Deloitte und der Marktforschungsfirma IRI in Vergleichen von 2021 und 2022 u.a.: Die pflanzenbasierten Alternativen für Hamburger, Wurst oder Hühnerschenkel würden zunehmend als zu teuer, gesundheitsschädlich oder Politikum empfunden, nämlich als „woke“ und Symbol für Arroganz und Abgehobenheit demokratischer Eliten in New York, Boston und San Francisco.
Das hat Wirkungen auf die Produzenten: Impossible Foods entließ fast 50 Beschäftigte, der in Brasilien ansässige Fleisch-Riese JBS schließt im Dezember seine vegane US-Tochtergesellschaft Planterra Foods und Beyond Meat (dessen Aktie von 235 auf 13 $ sank) will bis Ende des Jahres 200 Angestellten kündigen, jedem 5. Die Welt glaubt: „Größtes Problem der Branche dürfte der Vertrauensverlust sein. Die Überzeugung vieler Kunden, dass die Fleischimitate doch nicht so gut für den Körper sind. Es wird den Unternehmen kaum gelingen, die Zweifel schnell zu zerstreuen. Denn an ihnen scheint etwas dran zu sein. Die Basis der Produkte mögen Pflanzen sein, doch die Hersteller verarbeiten sie so stark, dass ihre Nährstoffe verloren gehen. Vitamine, Mineralien, ungesättigte Fettsäuren? Kaum etwas davon bleibt am Ende des Prozesses übrig. Auf den Etiketten der Imitate, die man im Supermarkt kaufen kann, stehen manchmal 30 Zutaten. Viele haben lange Namen, klingen nach Chemie.“
Auf noch mehr Skepsis stoßen die Produzenten, die kultiviertes Fleisch aus der Zucht von tierischen Muskel- und Fettzellen im Labor anstreben und sich gern in einer gleichen Herausforderung wie dem Ersatz von fossilen Brennstoffen durch erneuerbare Energiequellen sehen: Denn sie können bislang nicht vorrechnen, dass ihre kultivierten Burger preislich jemals mit herkömmlichen konkurrieren können. Derzeit gehen optimistische Einschätzungen in den USA davon aus, dass Laborfleisch etwa das Vierfache von billigem Rinderhack und das Doppelte von Bio-Qualität kosten wird. Um diese Differenz zu verringern, fordern die Promoter der zellbasierten Burger & Co einerseits scheinheilig, dass die konventionelle Fleischwirtschaft die Tiere und die Mitarbeiter würdig behandeln und ihre Umwelt- und Gesundheitsschäden drastisch reduzieren müsse (sie versursacht z.B. 15 % der weltweiten Treibhausgasemission und verfüttert 75 % der weltweiten Antibiotika an Nutztiere). Andererseits müsse die Politik zur Rettung des Planeten in die Forschung und Entwicklung von pflanzlichem und kultiviertem Fleisch investieren und dessen Herstellung wie die konventionelle Viehwirtschaft subventionieren.
In dieser Problemlage empfehlen sich Start-ups wie SCiFi Foods in Kalifornien mit einem dritten Weg: dem Mix von pflanzenbasierter und kultivierter Fleischalternative. Das ergäbe beispielsweise – in Anspielung auf eine Lösung der jüngeren Autoentwicklung – einen „Hybrid“-Burger aus preisgünstigem Soja und 10-20 % Laborrind, was ein fleischigeres Mundgefühl und Aroma als jeder derzeit auf dem Markt erhältliche pflanzliche Burger biete. Auch dessen Kosten kann derzeit niemand abschmecken.
Foto: Greenforce