Letzte Woche erschreckte das französische Nachrichtenmagazin Le Point die Foie gras-Liebhaber unter seinen Lesern mit der Schlagzeile „Vogelgrippe: Stopfleber vom Aussterben bedroht“. Und erläuterte in der Unterzeile: „Während sich die Krankheit in Frankreich endemisch ausbreitet, befürchten die Züchter das völlige Verschwinden ihrer Branche.“ Weniger pessimistische Medien meldeten immerhin: „Stopfleber wird seltener und teurer für die Feierlichkeiten zum Jahresende 2022.“
Denn die Vogelgrippe-Epidemie, die im Frühjahr landwirtschaftliche Betriebe dezimiert hatte und zur Schlachtung von mehr als 20 Millionen Leber-Lieferanten zwang, breitet sich weiter aus. Am 1. August waren 75 Betriebe betroffen, am 8. Dezember listete das Landwirtschaftsministerium 140 auf. Und selbst Regionen, die nicht von der Vogelgrippe betroffen sind, müssen mitleiden. So erhielten die elsässischen Züchter dieses Jahr beispielsweise statt der erwarteten 40.000 Entenküken aus der Region Vendée nur 6.000.
Um nicht pleitezugehen, wird mit der Tradition gebrochen, keine Weibchen zwangs zu ernähren, da sie viel leichter als Männchen sind und entsprechend kleinere Lebern haben, die auch noch von einer die Kundschaft abschreckenden langen Ader durchzogen sein können. Die Konkurrenz aus Ungarn und Bulgarien kann den französischen Ausfall nicht kompensieren, weil ebenfalls von der Vogelgrippe betroffen. Abhilfe wird von derzeitigen Bemühungen in der EU um einen Impfstoff gegen die Vogelgrippe erhofft, doch der hätte das gleiche Problem wie die Entwicklung eines Impfstoffs gegen ein Virus, das sich wie die menschliche Influenza jedes Jahr neu kombiniert.