Quelle surprise an der Spitze der globalen Restaurant-Bestenlisten: Hélène Pietrini, 48, wechselt von der Londoner The World‘s 50 Best Restaurants als CEO zu La Liste in Paris. Über die Gründe ihres Ausscheidens schweigt sie, zum neuen Job sagt sie: „2021 wird es meine erste Aufgabe sein, La Liste als Relaunch-Partner zu positionieren, um die Wiedereröffnung der Restaurants zu unterstützen.“ La Liste selbst dürfte von ihren Vermarktungsfähigkeiten profitieren: Die Absolventin der elitären Pariser Wirtschaftshochschule ESCP arbeitete für Unilever und Lancôme, leitete das strategische Marketing von Relais & Châteaux und puschte seit 2016 die weltweiten 50-Best-Aktivitäten.
In Paris kann sie auf gesicherterer Basis arbeiten. Denn die Seriosität der seit 2002 vom britischen Restaurant Magazine herausgegebene Hitparade wurde seit Anbeginn angezweifelt – bis hin zur Kolportage, dass die mit sehr trockenem englischem Humor gesegneten Gründer selbst fänden: „Seriös ist es nicht, aber sehr erfolgreich.“ Da sie sich nicht als Promoter französischer Köche verstanden und im Laufe der Jahre immer stärker den Eindruck zuließen, dass nicht die am besten kochenden, sondern am besten vernetzten Köche reüssierten und dass geldpotente Länder und Städte mit gastronomischem PR-Interesse den Briten in die Hitparade fahren konnten, fand sich die Grande Cuisine der Grande Nation nicht hinreichend gewürdigt. Um nicht als Pariser PR-Projekt desavouiert, sondern als rein kulinarisch wahrgenommen zu werden, legt La Liste seit ihrem Erscheinen 2015 ihr weitreichendes, von einem Algorithmus berechnetes Bewertungssystem für das Top 1000-Ranking offen. Dazu erfasst sie in ihrer Datenbank 25.000 Restaurants in 200 Ländern.
Dieses Jahr ließ sie die (im Pariser Außenministerium oder gar im Präsidentenpalais stattfindende) Präsentation wegen der Pandemie ausfallen und will das im März nachholen. Bereits im Januar legt La Liste eine Standortbestimmung der kulinarischen Welt vor, die unter der Leitung des (deutschen) Mitbegründers und Chefredakteurs Jörg Zipprick erarbeitet wird. Sie soll die Auswirkungen der Pandemiekrise auf die Gastronomie ermitteln, deren wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit ausloten und die sich abzeichnenden konzeptionellen Entwicklungen aufzeigen. Daraus leiten sich dann auch Sonderpreise für das Engagement während der Krise und für die Gastronomie von morgen ab.
Foto: La Liste