Bislang bekamen US-Kochkünstler den prestigebringenden James Beard Award für das, was sie auf dem Teller anrichteten. Nun werden auch Umfeld und Umwelt mitbewertet. Anwärter für die Auszeichnung, die in Amerika als kulinarischer „Oscar“ gilt, müssen ein „demonstratives Engagement für Rassen- und Geschlechtergerechtigkeit, Gemeinschaftsgeist, ökologische Nachhaltigkeit und eine Arbeitskultur gezeigt haben, in der alle gedeihen können und die Branche vorankommt“.

Die in New York ansässige, 1986 gegründete James Beard Foundation widmet sich auf alle modernen medialen Weisen und mit ihren Stipendien der Förderung der Kochkunst und Esskultur. Namensgeber Beard, der als gelernter Koch zu einem Doyen der US-Kulinarik aufstieg, machte in den 1950er Jahren seine Landsleute mit französischer Küche vertraut, schrieb 20 Kochbücher und kreierte den modernen Partyservice der USA (so wie später Gerd Käfer den deutschen). Die Bemühungen der Stiftung um soziale Gerechtigkeit und zukunftsträchtige Ethik in der Gastronomie brandeten 2020 auf, als ihr u.a. vorgeworfen wurde, dass es in keiner der 23 Kategorien schwarze Gewinner gab, und Ausgezeichnete beschuldigt wurden, Mitarbeiter zu diskriminieren. Fortan müssen preiswürdige Kandidaten schriftlich oder per Video- oder Audioerklärung darlegen, wie ihre Arbeit mit den Award-Zielen und den -Werten von Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft in Einklang steht. Um das zu prüfen und dabei zu berücksichtigen, dass in den USA beispielsweise soziale Gerechtigkeit nicht überall das Gleiche ist, will die Stiftung personell aufrüsten. Es soll ein unabhängiges Komitee aus rechtlich und ethisch erfahrenen Personen gebildet werden, das Anschuldigungen überprüfen kann. In den Ausschüssen, die Preisträger diskutieren und beschließen, soll nur noch die Hälfte der Mitglieder weiß sein und der Zeitgeist die Entscheidungsroutine aufbrechen.

Betroffen vom neuen Ethikkodex sind nicht nur Köche, Gastronomie und Service, sondern auch die Gewinner der Medienpreise. Wie es um ihre Branche steht, offenbarte die mehrfach ausgezeichnete Redakteurin Hanna Raskin. Sie war Präsidentin der US-Association of Food Journalists, bis die sich letztes Jahr wegen der PR-Umtriebe zahlreicher Mitglieder auflöste. Nun warf sie die Frage auf, wie viele Journalisten noch für eine Auszeichnung infragekommen, wenn sie die neuen Regeln einhalten müssen…

Foto: jamesbeard.org