Salbungsvoll zitiert Michel Tournayre, Präsident der französischen und der europäischen Trüffelproduzenten, den Schriftsteller und Gourmet Alexandre Dumas (Die drei Musketiere, Der Graf von Monte Christo), wenn am alljährlichen „Journée de la truffe“ in der Kathedrale Saint-Théodorit des provenzalischen Weinbaustädtchens Uzès die schwarzen Trüffel gesegnet werden: „Die größten Gelehrten wurden befragt, was das für eine Knolle sei, und nach zweitausend Jahren der Diskussion antworteten sie wie am ersten Tag: ‚Wir wissen es nicht.‘ Die befragten Trüffel antworteten nur: ‚Esst uns und preiset Gott!‘“ Dem pfuschen wie so viele Menschen auf Erden auch 20.000 französische Trüffelzüchter ins Handwerk, die jährlich insgesamt 30 Tonnen ihres schwarzen Goldes ernten – und zuletzt je nach Güte zum Kilopreis von 300 bis 3000 € verkauften.
Noch lukrativer ist die Beschäftigung mit den weißen Trüffeln des italienischen Piemont, die in und um Alba seit Jahrzehnten 1500 bis 5000 € bringen. Kein Wunder also, dass sich auch französische Züchter seit 20 Jahren mit dem Tuber magnatum Pico aus Alba abmühen. Der braucht „einen eher tiefgründigen kalkhaltigen Boden und einen neutralen bis basischen pH-Wert, nicht zu hohe Temperaturen und feuchten Boden ohne zu viel Lehm“, analysiert Claude Murat vom Nationalen Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE) in Nancy nach zehnjähriger Zusammenarbeit mit der Baumschule von Bruno Robin in Saint-Laurent du Cros (Hautes-Alpes, nahe der Sisteron-Lammweiden). Stolz verkündete Robin heuer französischen Journalisten: „Es ist das erste Mal, dass Tuber Magnatum auf einer Plantage außerhalb des geografischen Verbreitungsgebiets der Trüffel geerntet wird.“ Und legte sicher Wert darauf, dass das Wort Plantage nicht überhört wurde, denn das Tuber wird bereits in Umbrien, Toskana, Istrien und Kroatien ausgebuddelt.
Robin hofft, schon 2020 „einige Tausend“ seiner weißen Trüffelsetzlinge an Landsleute zu verkaufen (bei den schwarzen schaffte er letztes Jahr 120.000), und Züchterchef Tournayre sichtete als kommende Kundschaft die französische Gastronomie: „Sie wird großes Interesse an diesem weißen Trüffel haben, wenn er als regionales Produkt angeboten werden kann.“
PS: Wer in Deutschland „echte Trüffel“ aus Alba oder dem Périgord serviert bekommt, sollte nur allervertrauenswürdigsten Händlern und Köchen glauben, dass die Herkunftsangabe stimmt…
Foto: Courtoisie Michel Tournayre truffes Uzès – Objectif Gard