Quelle surprise statt industrieller Sandwichs, süßer Schokoriegel und fetter Chipstüten: Acht typische Elsässer Spezialitäten können die jährlich 20 Millionen Reisenden (und die Daheimbleibenden außerhalb der normalen Geschäftszeiten) in der Halle des denkmalgeschützten Neorenaissance-Bahnhofs Strasbourg-Ville aus dem Automaten ziehen, darunter Foie gras, Landjäger (aus 100 % Rindfleisch, die im Elsass Gendarmen heißen), Terrine mit Marc de Gewürztraminer, Munster(käse) und sogar Sauerkraut mit Miniaturen der zugehörigen Schlachtplatte zum Aufwärmen…
Betreiber und Lieferant ist das Delikatessengeschäft Mon Onkel Malker de Munster, das im historischen Viertel nahe der Kathedrale regionale Delikatessen aus Manufakturen verkauft. Der Malker (im Dialekt ein Bauer, der für seine Herde sorgt) kümmert sich hier um typische Produkte, die Tradition und Qualität der Heimat repräsentieren. Mitinhaber Vincent Vigneron wurde durch Automaten in den Bahnhöfen Besançon (Käse) und Nancy (Eier) zu seinem gut gekühlten und nachgefüllten stummen Verkäufer inspiriert und sieht sich in einem Trend: „Diese Lebensmittelautomaten vermehren sich wie warme Semmeln, vor allem auf dem Land, und ermöglichen es, Eier, Käse, Fleisch oder sogar Gemüse zu jeder Zeit zu finden. Ein Phänomen, das durch die Pandemie, die aufeinanderfolgenden Beschränkungen, aber auch durch unseren Lebensstil gedieh.“
Besonders eifrig probierte die Lokalpresse aus dem zum Ladenpreis verkauften Angebot das elsässische Signature Dish aus der Vakuumpackung: Sauerkraut und seine Fleischlust für 10,90 €. Ausgepackt sah es appetitlich aus, war weder trocken noch matschig, roch nach fermentiertem Kohl und geräuchertem Speck und schmeckte wie in den meisten Auberges der Gegend. Meistverkauft neben dem Choucroute garnie à l‘alsacienne: der Munster und die Landjäger (beides ebenfalls vakuumverpackt); die Gänseleber schwächelt laut Vigneron und wird vielleicht durch Meerrettich ersetzt. Expansion ist geplant: im Bahnhof von Colmar, „wo wir schon daran arbeiten“, und im Flughafen Straßburg-Entzheim.
Foto: © Vincent Vigneron