Gleich hinterm Entrée umgaben drei Halbmonde aus hochglanzpoliertem Edelstahl, in 3.500 meist manuellen Arbeitsstunden gefertigt, drei Tische mit ein wenig Privatsphäre. Über ihnen und den anderen Esstischen mit runden Platten aus roher französischer Eiche und weißen Ledersesseln glitzerten Swarovski- Kronleuchter. Die Winterwald-Farben Weiß, Creme, Beige und Hellgrau beruhigten die Gäste, kaum eine gerade Linie oder scharfe Ecke unterbrach die Weite der sanft gerundeten Formen. In dem für einen Hotelpalast und Dreisterne-Gastronomie selbst im Jahr 2014 noch sehr unkonventionellen Konzept der Pariser Designer-Ikonen Patrick Jouin and Sanjit Manku durften immerhin versilberte Messer, Gabeln und Löffel von Cristofle an frühere Epochen französischer Handwerkskunst erinnern. Glanz und Glamour endeten, als das Plaza Athénée letzten Sommer dem Kochstar Alain Ducasse abrupt Adieu sagte, am kommenden Dienstag soll das Interieur vom Auktionshaus Artcurial versteigert werden – sofern Designer Patrick Join das nicht noch wegen Verletzung seines geistigen Eigentums verhindern kann.
Das zuständige Gericht will am 22. November entscheiden. Billigt es die Auktion, werden am 23. ab 17 Uhr 70 Relikte aus der Ära französischer Extravaganz und Exzellenz, in der am Schluss auch bei Ducasse vornehmlich als Folge von Attentaten, Gelbwesten und Corona zu viele Tische leer blieben, von Auktionator Stéphane Aubert aufgerufen. Darunter: der Käsewagen für mindestens 800 €, jeweils 2 Kerzenhalter für 600 €, die Tische für 800 bis 4000 €, das Ledergestühl in Lots von 4 oder 6 Exemplaren für 400 oder 600 €, die Präsentationswagen für Desserts etc. 300 bis 800 €, Paravents für 500 €, 3teilige Bestecksets für 12 Personen à 500 €, 4 einziehbare Hocker (für die Handtasche) alias Beistelltische für 800 €, die Halbmonde ohne oder mit Lederbank für 5000 bis 8000 €.
Wer vor Ort im Hotel oder fernmündlich etwas ersteigern will, findet weitere Infos unter www.artcurial.com/fr/vente-4200-hotel-plaza-athenee.
Fotos: Plaza Athénée/ Patrick Join