Als Erfolg gegen die zunehmende Dürre in der Landwirtschaft meldet das International Centre for Agricultural Research in the Dry Areas eine neue klimaresistente Hartweizensorte (Foto oben), als Durchbruch in der seit langem versuchten Tintenfischzucht präsentiert das Okinawa Institute of Science and Technology ihren jungen Riffkalmar aus Aquakultur (Foto unten).
Der trockenheitstolerante Weizen namens Jabal ist eine Kreuzung aus Hartweizensorten und Ziegengras (Aegilops speltoides), einem wilden Verwandten des Weizens auf den rauen, trockenen Hochebenen Syriens. Bei Tests zwischen 2017 und 2021 gedieh der Jabal auf mehreren Versuchsfeldern in intensiven Dürregegenden, während alle bekannten Hartweizensorten eingingen. Bauern und Brotbäcker lobten seine hohen Erträge an prallen Körnern und seine besondere Schmackhaftigkeit. Die soll er künftig auch in Nudeln, Couscous und Bulgur haben. Als erstes Land gab Marokko, das 2022 unter der schlimmsten Dürre seit 30 Jahren und 70 % weniger Getreideproduktion litt, den Jabal für die kommerzielle Landwirtschaft frei. Der gelungene Versuch, durchweg widerstandsfähigere wilde Verwandte von Nutzpflanzen für klimatauglichere Neuzüchtungen zu nutzen, ermuntert jetzt Forschungen von 45 Organisationen in 20 Ländern. Sie bemühen sich bei Reis in Vietnam, Luzerne in Kasachstan und Pakistan, Kartoffeln in Kenia, Ecuador und Peru, Fingerhirse in Uganda und Tansania, Gerste in Äthiopien und Tunesien sowie Graserbse in Bangladesch und Nepal. Offen bleibt für die Nonprofit-Institutionen die Frage, ob von den Fortschritten die Landwirtschaft und die Landwirte profitieren oder wieder nur eine Handvoll internationaler Saatgutunternehmen.
Der in japanischer Aquakultur aufgewachsene Großflossen-Riff-Tintenfisch lässt auf die Lösung zweier Probleme hoffen: den starken Rückgang der Bestände aufgrund steigender Meerestemperatur (die die Laich- und Wachstumsfähigkeit der Kreaturen hemmt) und die daraus folgenden sehr viel geringeren Wildfänge. Hauptprobleme der Forscher: Tintenfische sind aggressiv und empfindlich gegenüber Wasserströmungen und haben besondere Nahrungspräferenzen und einen komplexen Lebenszyklus. „Indem wir eine einzige Tintenfisch-Linie über 10 Generationen unter sehr eingeschränkten Laborbedingungen gehalten haben, haben wir gezeigt, dass Tintenfisch-Aquakultur sicher funktionieren kann“, bilanziert Projektleister Zdeněk Lajbner. „Ich glaube, es ist unsere Pflicht, solch wertvolle Technologie für kommerzielle Anwendungen anzubieten.“
Die dürfte Japan, das es sich gern nach Meer schmecken lässt, brauchen: Der jährliche Tintenfischfang sank von 733.594 Tonnen im Jahr 1989, dem bislang beutereichsten, bis 2018 auf 83.593 Tonnen. Schwachen Ersatz bieten die Importe an verarbeitetem Tintenfisch aus Südamerika. Gegen Lajbners angestrebte Kommerzialisierung macht der Tierschutz in Japan mobil: „Die Zucht fleischfressender Arten wie Oktopus und Tintenfische erfordert Fisch oder andere Meeresfrüchteprodukte, und die Tintenfischzucht wird Druck auf andere Tierarten ausüben.“ Gleiche Einwände gibt‘s gegen die erste kommerzielle Oktopusfarm der Welt, die 2023 auf den Kanarischen Inseln beginnen will. Dass die Zucht von Tintenfischen und anderen fleischfressenden Tieren die Bestände aus angespannten Fischereien beeinträchtigen und das Tierwohl gefährden werde, kontert Lajbner: „Arten, die in freier Wildbahn fleischfressend sind, müssen in Gefangenschaft nicht fleischfressend sein. Zum Beispiel kenne ich vegane Katzen und Hunde, die gesunde, glückliche Tiere sind. Man kann schon jetzt einen starken Trend zum Ersatz von fischbasiertem Protein durch pflanzliches Protein in Futtermitteln für Aquakulturen feststellen.“
Fotos: Michael Major/Crop Trust; Dr. Ryuta Nakajima/OIST