Vor dem 8. September suchten täglich durchschnittlich 19 Internet-User nach Dubonnet Rouge, ab dem Todestag der Queen 1400 – allein bei Wine-Searcher, der sich als „Google des Weins“ sieht. Denn der französische Aperitif gehörte zum Lieblingscocktail Ihrer Majestät: gemixt mit Gordon‘s London dry Gin im Verhältnis 2:1. Ihre alkoholaffinere Mutter, die Queen Mum, genehmigte sich den Drink noch halbe-halbe.
Je nach Hofschranze, die den Alkoholkonsum von Elizabeth II. verpetzte, trank sie den Cocktail mit einer halben Zitronenscheibe und viel Eis kurz vorm Mittag- oder Abendessen; bei der Abendversion gab’s vorm Lunch einen Martini (Gordon’s + Wermut von Bacardi). Den Rest des Tages hielt sich die Majestät ungleich nüchterner als ihre Frau Mama und begnügte sich mit einem Glas Weißwein (meist mit Wasser verdünnt) zum Mittagsmahl und einem Glas Champagner vorm Schlafengehen.
Dem Dubonnet verlieh der Buckingham Palace erst Ende letzten Jahres den Royal Warrant. In der Woche des Bekanntwerdens verdoppelte sich der Umsatz. Das Gütesiegel des königlichen Hoflieferanten hatten „By Appointment to Her Majesty The Queen“ nur wenige Alkohollieferanten: Neben Gordon, Dubonnet und Bacardi das Londoner Familienunternehmen Berry Bros & Rudd, einer ältesten Wein- und Spirituosenhändler Großbritanniens, und 7 Champagnerhäuser: Bollinger, Mumm, Krug, Lanson, Roederer, Moët & Chandon und Veuve Clicquot. Dieser Warrant (den die drei ältesten Mitglieder der königlichen Familie an Lieferanten vergeben dürfen) wird alle 5 Jahre erneuert oder entzogen. Nach dem Tod des Verleihers erlischt er automatisch nach 2 Jahren, sofern ihn kein Verwandter verlängert. Das letzte „Cheers!“ auf die Queen brachte Dubonnet in den Bereich der derzeit vieldiskutierten Übergewinnsteuer: Allein in Australien stieg der Verkauf am Wochenende nach der Todesnachricht um 465 %, britische Supermärkte meldeten Ausverkauf.
PS: Der Aperitif wurde 1946 von dem Pariser Likörfabrikanten Joseph Dubonnet kreiert, als die Regierung ein wohlschmeckendes Getränk mit hohem Chiningehalt für ihre in Nordafrika stationierten (und von Malaria bedrohten) Truppen suchte. Er mischte Rotwein (Ruby Red, Ruby Cabernet und Muscat of Alexandria) mit Chinin, Rohrzucker, Kräutern und Gewürzen, schwarzer Johannisbeere und schwarzem Tee, was mittlerweile der Konzern Pernod Ricard macht.
Foto: wine-searcher.com/PA