Die Welt ist wahrlich nicht arm an Köchen, die mit der Mode gehen – auch unternehmerisch: So tat sich Alain Ducasse 2018 mit Chanel für das Restaurant Beige in Tokio zusammen, betreut Massimo Bottura die Gucci Osteria in Florenz oder bekocht der in Paris bestens ausstaffierte Lorenzo Lunghi das Prada-Restaurant Torre im Süden Mailands. Versace hat mehrere Bling-Bling-Lokale in Dubai, Ralph Lauren schneiderte sich die Polo Bar in New York, Armani betreibt Restaurants und Cafés rund um den Globus und beglückt auch München. Selbst Prêt-à-porter-Marken wie Kitsuné, Habile, Rouje oder Jacquemus tischten auch auf.
Dieses Frühjahr machte Dior mit dem neuen Pariser Starkoch Jean Imbert (Plaza Athénée) Furore, als es sein Restaurant Monsieur Dior im historischen Stammsitz an der Avenue Montaigne eröffnete. Seit letztem Monat kooperiert Hugo Boss aus dem schwäbischen Metzingen mit der römischen Konditorei Vitti, einer Zelebrität der italienischen Metropole, beim Boss Café in Rom, das auch Gerichte bis hin zum veganen oder fleischlichen Boss Burger serviert. Die größte Medienaufmerksamkeit fand das neueste Joint Venture der Gastro-Mode, das Restaurant Source in St-Tropez, etabliert von Louis Vuitton und Mory Sacko. Der 29-jährige Franzose, der 2020 am Top Chef-Wettbewerb im französischen TV teilnahm und sein Pariser Restaurant Mosuke eröffnete, bekam nach nur 4 Monaten einen Michelinstern und die La Liste-Auszeichnung als einer der „5 vielversprechendsten Köche der Welt“. Nun will er an der Côte d‘ Azur einen Sommer lang die Geschmacksharmonie von Mode und Küche per afrikanischer und japanischer Aromenallianz vorführen.
Warum die Mode in die Gastronomie drängt, erklärt Marielle Dubois, Creative Director des Atelier Lum in Paris, die das Source für Louis Vuitton designte: „Die Labels versuchen, ihre Botschaft in verschiedenen Bereichen zu vermitteln, deren Lebensstil zu ihnen passt. Die Gastronomie ermöglicht es, eine bleibende Erinnerung in den Köpfen der Kundschaft zu hinterlassen. Und hübsche ‚gebrandete‘ Fotos auf Instagram zu posten. Die Zusammenarbeit mit einem Koch ist auch eine Gelegenheit, ein Territorium zu markieren und sich seine Aura anzueignen.“
Der neue Präsident des französischen Prêt-à-Porter-Verbands, Yann Rivoallan, sieht es prosaischer und einen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Kundenfrequenz in den Boutiquen der Mode, auch weil seit 10 Jahren immer weniger Schaufensterbummel stattfinden. Die Modehäuser müssen deshalb „über das Anbieten von Kleidung hinaus Dienstleistungen anbieten und ein Konzept mit weiteren Werten haben, um expandieren zu können“.
Foto. Louis Vuitton