In vino veritas – das ist die alte Welt. In der Neuen ist Politik im Wein. Aus dem Napa Valley kommen Cabernet Sauvignon und Chardonnay namens „We The People“, auf dessen Etiketten man das Wappentier der US-Republikaner und deren Symbolik sieht. Der knappe, einprägsame Werbeslogan „American Wine. American Values“ wird so erläutert: „We The People ist eine amerikanische Marke, die sich konservativen Werten verschrieben hat. Unser Wein wird von Amerikanern für Amerikaner gemacht.“ Punkt 1 dieser Werteskala: American exceptionalism. Dessen außergewöhnliche Art erlebt man in der Werbung für die Flaschen.
Denn die wird mit einem in den sozialen Netzen ausgestrahlten Video gemacht. Es enthält Ausschnitte einer Rede des 1981 bis 89 amtierende US-Präsident Ronald Reagan, in der er die Werte der Republikaner beschwört, und zeigt in Aufnahmen aus dem heutigen Amerika das, was Nachfolger Trump als Werteverfall bekämpfte und was für ihn great war. Am Ende sieht man nach Feuerwerksglitzern die Weinetiketten, untermalt von animierend wirkenden Worten Reagans.
Der Schöpfer des Werbespots und Initiator des Weins ist der Werbeunternehmer Ryan Coyne, das Projekt managte Marshall Bush, eine Enkelin von Ex-Präsident George Bush. Der in einem Vorort von Washington wirkende Werbemann Coyne, der mit seiner Olympic Media „bereits eine Menge Arbeit im konservativen politischen Raum leistet“, suchte für seine Weine in (der Demokraten-Hochburg) Kalifornien nach „den besten Winzern, die diese Werte teilen und den amerikanischen Exzeptionalismus zelebrieren“. Das Video fand ein dreigeteiltes Echo: begeisterte Zustimmung, korkige Ablehnung und die Vermutung, dass es eine Bewerbung für höhere Aufgaben in der Trump-Partei sei. Dazu ist Coyne vielseitig geprägt: Er ruderte von 2004 bis 2006 im Nationalteam, hat einen Bachelor in Angewandter Wirtschaft und Management, war Analyst in der Investmentbank JP Morgan und schuf 2018 mit Olympic Media eine schnell erfolgreiche digitale Werbeagentur.
Sein Wein ist nicht der erste mit politischem Bukett. 2017 füllte die australische Margaret River Winery den Chardonnay „Fuck him“ ab, auf dessen Etikett Donald Trump unverkennbar war. Der kaufte übrigens 2011 am Monticello Rail das flächenmäßig größte Weingut der US-Ostküste und vermachte es seinem Sohn Eric als Trump Winery.
Foto: Olympic Media