Nikko und sein Gespiele Peach, beide aus der als scharfsinnig und intelligent geltenden japanischen Hunderasse Shiba Inu, gehörten letzten Sonntag zu den ersten Gästen im Bone Appetit Cafe. Am Nebentisch, ebenfalls weißer Marmor, die Corgi-Brüder Captain und Tony. Nikko ließ sich ein handgeschnittenes Filet-Mignon-Tatar mit pochiertem Wachtelei schmecken und wischte sich wohlgefällig mit der Zunge übers Maul, als Küchenchef Rahmi Massarweh an den Tisch kam, um das Befinden zu erkunden. Denn „mein Ansatz ist es, so zu handeln,“ proklamiert der Koch in San Francisco, „als wäre es ein menschliches Restaurant“.
Das werden Hundebesitzer zu würdigen wissen und tierlose Menschen vielleicht verstehen, wenn sie erfahren, dass in der Stadt des Nebels, der Golden Gate Bridge und Cable Cars laut der letzten amtlichen Erhebung nur 115.000 Kinder unter 18 Jahren leben, aber nach amtlicher Schätzung 120.000 bis 150.000 Hunde. Folglich sind luxuriöse Tagesstätten, Hotels, Fitnessstudios, Spas und sogar Bäckereien für Hunde fast unübersehbar in der US-Großstadt mit dem niedrigsten Prozentsatz an Kindern. Da liegt es nahe, dass jene Frauchen und Herrchen, denen Hundefutter zu profan ist, nach einer Gourmetadresse hecheln. Die bietet nun endlich der gelernte Koch Rahmi Massarweh, der sich nach 7 Jahren in besseren Häusern ausgebrannt fühlte und eine Hundetagesstätte aufmachte. Deren Kundschaft bereitete er das Gleiche zu wie seinen eigenen 4 Hunden: statt abgepackten Trockenfutters mit vielen Füllstoffen frisch gekochte, nahrhafte Mahlzeiten mit Antilope, Ente und Kutteln sowie rohes Fleisch (obwohl Rohkost für Hunde umstritten ist).
Daraus entwickelte er das Konzept für seine Dogue-Gastronomie, in der es alltags in der Boutique Gebäck und „Dogguccinos“ gibt, die optisch an die Auslagen des Pariser Pâtissiers Cédric Grolet erinnern – deren Innenleben aber Wildbretherzen mit Bio-Rote Bete, geschmortes Hähnchen und Allerlei von grasgefütterten Tieren naher Bio-Bauernhöfe enthält. Fürs à la carte am Sonntag und dessen 3-Gänge-Menü zu 75 $ an den Tischen des Restaurants nebenan verfeinerte der Chef sein Angebot: Er köchelt Hühnerknochen acht Stunden lang für die Bouillon mit Scheiben geschmorter Hähnchenbrust und Chaga-Pilzen, bettet Eigelb in eine grüne „Wolke“ aus Spirulina-Algen und Baiser, die mit Blütenblättern wilder Blumen geschmückt ist, oder drapiert Hähnchenhautwaffel auf einem kugelförmigen schwarzen Kokosnusspudding. June Raos, die aus dem 65 km entfernten Sunnyvale kam, freute sich für ihren Yorkshire-Terrier Thyme, der die Bouillon zunächst noch argwöhnischer beschnupperte als den Spirulina-Dogguccino, dass es nun einen Ort gibt, „an dem sich alles darauf konzentriert, die feinsten Leckereien für Hunde herzustellen, die so aussehen, wie sie für Menschen sein sollten“. Gastgeber Massarweh wappnete sich auch gegen Kritik, dass ein Hunde-Fine-Dining-Restaurant dekadent oder noch schlimmer sei: Er liebe Hunde, die uns Menschen so viel geben und denen er zum Dank nur eine frische Mahlzeit zubereiten könne, die gut aussieht.
Der San Francisco Chronicle berichte am Tag nach der Eröffnung so sachlich und wertfrei, wie sich seine Schlagzeile liest: „SF hat nun ein Fine-Dining-Restaurant für Hunde“
Fotos: Courtesy Sasa Dang (Nikkos Frauchen)