Jeden Sommer bescheren die Eiscremes neue Geschmacksrichtungen, Toppings und modische Leckereien – und degradieren die Waffeltüten zur reinen Funktionalität. Wenn man Glück hat, sind sie knusprig – mehr wird auch nicht erwartet von dieser Vertrautheit aus den Sommern der Kindheit, seither so beliebig wie Zuckerwatte. Seit sich 1903 in New York der Zitroneneisverkäufer Italo Marchiony die Eistüte alias Hörnchen, Eiswaffel oder Cornet patentieren ließ, hat sich an der Zusammensetzung aus hauptsächlich Mehl, Wasser und Zucker sowie ihren niedrigen Produktionskosten kaum etwas geändert. Der Waffeltütenindustrie käme ein Mineralwassermarkt gleich, der nur eine Sodasorte kennt.
Veränderung hätte ihre Tücken. Böten die Eisdielen ein Waffelsortiment, das farblich und geschmacklich so aufregend wie das Eis wäre, müssten sie fürchten, dass die Kundschaft die Produkte in Orangentönen, aus gesalzenem blauem Mais oder sonst was erstmal probieren möchten – und den Verkaufsbetrieb lähmten.
Die New Yorker ChikaLicious Dessert Bar beeindruckt jetzt mit einem anderen Tütenrezept: Sie formt sie aus Churros, den knusprigen geriffelten Cruller-Streifen von der Iberischen Halbinsel, die in Spanien, Portugal, Mexiko und fast ganz Lateinamerika oft als Snacks und Desserts verwendet werden. Das feiert selbst die New York Times als Verbesserung der Eiszeit.
Foto: DessertClubChikalicious